Die letzte Reise ins All

Längst reicht die traditionelle Bestattung in einem Sarg oder einer Urne auf einem Friedhof sowie auf hoher See (meist für ehemalige Seeleute) nicht mehr aus. Ständig warten im Weltraumbahnhof Vandenberg an der Westküste der USA Menschen darauf, im Weltall "beerdigt" zu werden. Von letzter Ruhe zu sprechen ist verfehlt. Denn in 20 bis 100 Jahren werden sie - genauer gesagt etwa sieben Gramm ihrer Asche, die in eine Metallurne in der Größe eines Lippenstiftes gefüllt sind - wieder in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Der Rest der Asche des Verstorbenen wird herkömmlich bestattet, neuerdings auch in sogenannten Friedwäldern. Das heißt, die Asche wird in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelwerk eines großen Baumes begraben, damit die irdischen Reste des Menschen in den Naturkreislauf aufgenommen werden können.

Selbstverständlich gibt es vorher noch eine Trauerfeier, die als Video an die Hinterbliebenen geschickt wird, wenn diese nicht nach Kalifornien kommen können oder denen das notwendige Geld fehlt. Schließlich kostet das "Weltraumgrab" 10.000 und mehr Euro. Die Teilnahme am mehrere Kilometer entfernt stattfindenden Start der Rakete schlägt noch einmal mit über 2.000 Euro Buche.

Im alttestamentlichen Buch Hiob (1,21) heißt es: "Ich bin nackt von meiner Mutter Leib gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Der Name des Herrn sei gelobt." Der Prediger Salomo (5,14) weiß ebenfalls um diese tiefe Einsicht in die irdische Endlichkeit des Menschen und fügt hinzu: "So fährt er wieder dahin, wie er gekommen ist und trotz seiner Mühe nimmt er nichts mit sich in seiner Hand, wenn er dahinfährt." Und so wird denn der Verstorbene bei einer christlichen Beerdigung mit den Worten "Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub" der Ewigkeit Gottes anvertraut.

Das schlichte Begräbnis hat schon immer vielen Menschen nicht ausgereicht. Davon zeugen nicht nur die ägyptischen Pyramiden, sondern auch die Ehrengräber unserer Tage für Menschen, die sich für die Gemeinschaft verdient gemacht haben. Und so streben immer mehr Menschen für ihre "letzte Reise", als die sie ihren Tod verstehen, nach einem besonderen "Grab", einem "Begräbnis", das anderen nicht zuteil wird. Dazu gehört auch das All, das 1997 dem ersten toten Menschen als Ruhestätte diente.

Was aber ist, wenn eine Rakete beim Start explodiert oder ihre Umlaufbahn nicht erreicht und im Meer versinkt oder innerhalb weniger Minuten verglüht? Auch daran haben die Weltraumbestatter gedacht. So wird in der Regel von der Asche des Verstorbenen nicht nur eine Mini-Urne gefüllt, sondern zwei. Als Ersatz für den Fall, dass die Rakete explodiert, was schon mit einer Rakete passiert ist, die rund 50 solcher Mini-Urnen an Bord hatte. Doch inzwischen reichen selbst die Bestattungen per Rakete im erdnahen Raum nicht mehr aus. Findige Unternehmer bieten ein "Grab" auf dem Mond oder im Universum an - Kosten jeweils 25.000 Euro. Auch dafür finden sich offensichtlich zunehmend Interessenten. Sucht man nach Gründen, dann geben die Hinterbliebenen oft an, es sei der Wunsch des Verstorbenen gewesen oder aber der Verstorbene habe sich den Sternen oder der Weltraumfahrt besonders verbunden gefühlt. Aber auch Romantisches ist im Spiel. So hat eine Witwe aus dem Brandenburgischen ein gutes Gefühl, wenn ihr 78jährig verstorbener Mann seine Bahnen um die Erde dreht und in frühestens 20 Jahren nach Eintritt der Minikapsel in die Erdatmosphäre als "Sternschnuppe" zurückkehrt.

Die Weltraumbestatter wissen, dass viele Hinterbliebene "Massenbeerdigungen", wie Ende September vorgesehen, nicht sonderlich schätzen. Auch sind die Wartezeiten zwischen Tod und All-Bestattung zu lange. Sie hoffen deshalb, mehr Transportkapazitäten auf Raketen buchen zu können, damit mehr Individualität gewahrt werden kann und die Hinterbliebenen schneller zur Ruhe kommen.Denn für diese ist es kein gutes Gefühl, wenn sie wissen, dass ein Teil der Asche des Verstorbenen noch immer keine letzte Ruhe gefunden hat.
Die Hinterbliebenen wenden viel Geld auf, um den Verstorbenen die gewünschte letzte Ruhe zu ermöglichen. Anschließend erinnert - wie bei der Seebestattung - kein Grab mehr an den Toten, an dem Familienangehörige, Freunde und Bekannte seiner gedenken können, der auch für die einen Namen hat, die ihn nicht gekannt haben und nun an seinem Grab vorbeikommen.

Friedhöfe sind Orte der Trauer, aber vor allem auch der Hoffnung. Für Christen sind sie Orte des Kreuzes, vor allem aber Orte der Hoffnung auf die Auferstehung. Darum ist es wichtig, die Kultur der Friedhöfe zu erhalten. Die letzte Reise ins All ist keine Alternative, sondern vor allem die Flucht vor der harten Wirklichkeit des Todes. Und schon gar keine Alternative zum Blick auf Jesus Christus, von dem die Christen bekennen: "Der Herr ist wahrhaftig auferstanden."

(Quelle: idea)

Fotos v.o.n.u.:
idea.de / Bernd Kasper - pixelio.de