Barmer Theologische Erklärung von 1934

Nach Hitlers Machtübernahme im Januar 1933 versuchten die Nationalsozialisten, die evangelischen Kirchen mit dem Staat gleichzuschalten. Dagegen formierte sich jedoch in Teilen des deutschen Protestantismus Widerstand. Er führte zur "Barmer Theologischen Erklärung" vom 31. Mai 1934. Sie wurde die theologische Basis der Bekennenden Kirche.
Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Hitler die Kirchen noch umworben. Doch das änderte sich bald. Durch die Einführung des sogenannten "Arierparagraphen" wurden Pfarrer und Kirchenbeamte jüdischer Herkunft in den Ruhestand versetzt.
Aus dieser Situation heraus entstand der "Pfarrernotbund", eine Keimzelle der Bekennenden Kirche. In der Wuppertaler Gemeinde Barmen-Gemarke trafen sich vom 29. bis 31. Mai 1934 zur ersten Reichs-Bekenntnissynode 139 Delegierte aus fast allen Landeskirchen. Sie verabschiedeten dort die "Barmer Theologische Erklärung", die sich gegen die Irrlehren der Deutschen Christen richtet und unterstreicht, was die einzige Grundlage der Kirche ist und bleibt: Das Evangelium von Jesus Christus.

Abschrift aus dem Sonderdruck der Barmer Zeitung zur
Bekenntnis-Synode in Wuppertal-Barmen vom 29. bis 31. Mai 1934

Fast unbemerkt, ohne große Aufregung, ist Barmen über Nacht zur Kongress-Stadt geworden. Seit gestern Abend befinden sich hohe geistliche Würdenträger in den Mauern unserer Stadt. Die Bekenntnis-Synode der Deutschen Evangelischen Kirche hat sich im Anschluss an den kürzlich stattgefundenen Ulmer-Konvent versammelt und gleichsam als Eröffnungstagung fand in der Gemarker Kirche ein Gottesdienst der Bekennenden Gemeinde am Dienstag, 7 Uhr abends, statt. Schon vor der Zeit erblickte man im Kirchenschiff auf den Plätzen, die den Vertretern der Bekennenden Gemeinde aller Gaue Deutschlands reserviert waren, markante Gesichter der theologischen protestantischen deutschen Welt, so u. a. Bischof Wurm aus Stuttgart, Bischof Meiser aus München, Bischof Marahrens, Hannover, Präses Koch von der Westf. Bekenntnis-Synode, Pastor Lücking, Dortmund, Pastor Niemöller, Berlin-Dahlem, den Präses der Pommerschen Bekenntnis-Synode, Rittergutsbesitzer von Thadden-Trieglaff, Reichsgerichtsrat Flohr, Pfarrer Jacobi, Berlin, Universitäts-Professor Dr. Barth, Bonn, Graf Seidlitz, Woltersdorf, Universitäts-Professor Dr. Ritter, Frau Mackensen von Astfeld, Pastor Humburg, Pastor Immer, Pastor Schulz usw.

Kaum war der letzte Ton der Kirchenglocken verklungen, erschien auf der Kanzel der Gemarker Kirche der Sohn des bekannten Balten-Pfarrers Hahn, Superintendent Hahn, Dresden. Jetzt intonierte die Orgel mit wuchtigen Klängen das Vorspiel zum alten Kirchenlied "Fahre fort, fahre fort". Die Gemeinde fiel in machtvollem Gesang ein, denn die überfüllte Kirche war überwiegend mit Männern besetzt. Noch schwangen leise die Akkorde durch das Gotteshaus, als der Prediger mit der versammelten Bekenntnis-Gemeinde im Gebet Gottes Segen erflehte.
Es folgte die Schriftverlesung: Offenbarung 2, V. 1-7: "Dem Engel zu Ephesus schreibe: Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und dass du die Bösen nicht tragen kannst und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel und sind's nicht."

"Wir sind hier versammelt als die bekennende Kirche Deutschlands und wissen um die Verantwortung aber auch gleichzeitig um die göttliche Gabe und Verheißung, wenn wir dies aussprechen", so leitete Superintendent Hahn nunmehr seine Predigt im Anschluss an das verlesene Wort ein. "Wir werden in diesen Tagen vielerlei bereden, doch soll dennoch unser Blick immer gerichtet bleiben auf den einen, der allein Herr der Kirche ist und vom Vater absolute Vollmacht hat, zu seinen Gemeinden zu reden." Danach stellte der Redner in den Mittelpunkt seiner Betrachtung die Worte: "Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlassen hast." Dieser Vorwurf treffe auch die Kirche in Deutschland, auch die Bekennende Gemeinde. Wir seien Gewohnheits-Christen geworden, Christus wolle aber die völlige Hingabe. So komme es, dass eine verweltlichte Kirche nicht mehr auf den Herrn schaue, sondern die Kirche als Mittel irdischer Zwecke herabgewürdigt werde. Unsere Verweltlichung stehe nicht am Anfang, sondern am Ende einer langen Entwicklung.

Nun könne auch die Bekennende Gemeinde sich nicht selbst rühmen, aber sie dürfe den Herrn rühmen, dass er ihr, ebenso wie den Ephesern, die Gabe der Erkenntnis des Geistes der Irrlehre geschenkt habe. Die Bekennende Gemeinde müsse sich dabei vor der Gefahr des Richtgeistes hüten. Der Hass, von dem im Text die Rede sei, dürfe sich nicht gegen Personen, sondern nur gegen das unheilige Wesen richten.
Im zweiten Teil des Referats stellte Superintendent Hahn die "Hoffende Gemeinde" in den Vordergrund seiner Betrachtung. Der Herr kommt, so schalle es durch die ganze Offenbarung, es gehe jetzt ein Gericht über die Welt, möglich, dass es zunächst nur eine Gnaden-Heimsuchung sei. "Wo du nicht Buße tust, Kirche Deutschlands", so rief Superintendent Hahn aus, "wirst du umgestoßen werden." Mit den beiden Unterstreichungen: "Wer Ohren hat zu hören, der höre" und "wer überwindet, dem will ich zu essen geben, von dem Baum des Lebens", klang die mit tiefem Ernst gehaltene Predigt aus. Im Gebet gedachte Superintendent Hahn des greisen Reichspräsidenten und des Reichskanzlers. Stehend sprach die Bekennende Gemeinde das "Vaterunser", um nach dem Gesang "Wachet auf, ruft uns die Stimme" den Segen zu empfangen.

Die Abschrift der Erklärung finden Sie auf unserer Internetseite: weg-zum-leben.de/erklaerg.htm  

Anlässlich des 85. Jahrestages der Erklärung wurde von gott.net ein Null-Euro-Schein herausgegeben. Sie können diesen zum Selbstkostenpreis von 2,- Euro zzgl. 0,80 Euro Porto bei uns bestellen.

Foto: gott.net