Hart wie ein richtiger Mann

Wenn ich nach über einem Jahrzehnt Freiheit von der Sucht mein Leben betrachte, muss ich feststellen, dass der Ausspruch: "Sucht - eine verirrte Sehnsucht nach Leben" für die Jahre der Gebundenheit an Alkohol und andere Dinge bei mir total zutraf.

Wie kam es zu meiner Suchtkrankheit? Ich wurde 1934 geboren und erlebte als Kind die Kriegsjahre. Meine Eltern wurden als Antifaschisten verfolgt. Ohne die notwendige Liebe zu erfahren, lebte ich bis 1945 im Kinderheim. Schon damals war ich seelisch sehr zerrissen. Da ich schnell weinte, wurde ich von den anderen verspottet. Ich wünschte mir, anders zu sein, als ich es war. Aber bis zu meinem 15. Lebensjahr blieb dies nur eine Sehnsucht. An meinem 16. Geburtstag war ich das erste Mal betrunken. Ich stellte fest, jetzt bin ich, was ich sein wollte: hart wie ein richtiger Mann. Alkohol war das, was ich brauchte, um so zu sein wie die anderen. Nach einer großen Enttäuschung - ich war 18 Jahre alt - trank ich jeden Tag bis zum Vollrausch. Ich begann, die Menschen zu hassen, wurde immer brutaler und bald bekam ich mit dem Gericht zu tun.
Viele Jahre musste ich im Strafvollzug zubringen. Wieder wuchs in mir die Sehnsucht, anders zu werden. Aber alles, was ich unternahm, brachte keinen Erfolg. Ich verzweifelte und wollte nicht mehr leben. Eins wusste ich: Alkohol bedeutete für mich immer wieder Knast. Dahin wollte ich nicht mehr, aber Alkohol musste ich trinken. Wenn Gott nicht in mein Leben getreten wäre, hätte ich wahrscheinlich mehr im Strafvollzug als in der Freiheit gelebt.

Wie kam es, dass ich als Atheist, Suchtkranker und mehrfach Vorbestrafter den Weg zu Gott in Jesus Christus fand? Ein junger Mann, der von seiner Alkoholkrankheit durch die Liebe Gottes befreit worden war, erzählte mir davon. Er sagte: "Auch dich will und kann Gott von deiner Sucht befreien." Aber das konnte ich nicht glauben. Einen solchen verkommenen Menschen wie mich kann doch Gott nicht meinen. Das sagte ich auch dem jungen Mann. Aber er antwortete mir: "Gott hat Jesus Christus nicht für die Gerechten, sondern für die Sünder gesandt." Mit meinem Verstand konnte ich das nicht erfassen, aber im Herzen habe ich mir sehnlich gewünscht, es möge wahr sein, dass Jesus auch mich von meiner Gebundenheit befreien kann. So habe ich alles, was mir mein Herz beschwerte, Jesus gesagt und ihn gebeten, mich von meiner Sucht zu lösen.
Ich habe mich dann einer Gruppe des Blauen Kreuzes angeschlossen. Auf einer Besinnungswoche kam ich zum Glauben. Was ich mir nicht vorstellen konnte, geschah. Jesus hat mich erhört, frei gemacht und mir ein neues Leben geschenkt.

Seitdem sind viele Jahre vergangen. Für jeden Tag, den ich in der Freiheit und in der Gnade Gottes leben darf, bin ich dankbar. Ja, ich kann mit frohem Herzen bezeugen, dass Jesus Christus alle meine Sehnsucht gestillt hat. Er sieht die Person nicht an, sondern sucht aufrichtige, ehrliche Herzen. Seine Liebe steht über aller Schuld. Durch sie kann ich auch andere Menschen lieben und in seiner Kraft der Sucht widerstehen. Er hält mein Leben in seinen Händen.

Dir, Herr Jesus Christus, sei Ehre, Dank und Anbetung für alles, was du für mich getan hast.

Hermann

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