Das Hebron-Abkommen

Am 14. Januar 1997 haben sich Israels Ministerpräsident Netanjahu und Palästinenserpräsident Arafat nach langen Verhandlungen auf einen Teilabzug der israelischen Armee aus Hebron und dem Westjordanland geeinigt. Viele Juden sehen darin einen schweren Bruch der Wahlkampfversprechen Netanjahus und werfen ihm Verrat und Ausverkauf der biblischen Heimat vor.
Tatsächlich widerspricht das Abkommen Netanjahus eigenen Aussagen, in denen er versprach, er werde „keinen Fußbreit des Landes Israel" preisgeben. Was aber wenig bedacht wird: Er kippte politisch und ideologisch um, weil der Druck der USA und der EU auf ihn praktisch dazu zwangen. Israelische Zeitungen sprachen in diesem Zusammenhang von „kollektiver Vergewaltigung". Vielleicht ist dieser Vertrag der Anfang von Ende Netanjahus, besonders wenn man bedenkt, daß die Verhandlungen über Jerusalem bevorstehen.
Heftige Kritik an Israels Politik kommt auch von Seiten der PLO. Diese bezieht sich besonders auf die Öffnung eines römischen Fußgängertunnels in Jerusalem, der allerdings entgegen anderer Darstellungen die heiligen islamischen Stätten überhaupt nicht berührt. Für Friedensnobelpreisträger Arafat trotzdem ein Grund, von Entweihung zu sprechen und so bei den anschließenden Demonstrationen ein Blutbad auszulösen. Dies war ein klarer Verstoß des Palästinenserführers gegen Wort und Geist des Friedensprozesses und ein erneuter Anlauf, die internationale Öffentlichkeit gegen den Judenstaat zu mobilisieren. Zum besseren Verständnis der Politik Israels gegenüber der PLO muß man aber einige wenig bekannte Fakten kennen:

  1. Im Jahr 1993 war in Oslo beschlossen worden, daß die Palästinenser die größten Städte des Westjordanlandes selbst verwalten sollen. Weiter heißt es, daß die PLO in Jerusalem keine Macht ausüben und keine politische Vertretung betreiben darf. Der von Arafat eingesetzte islamische Rechtsgelehrte Akama Sabri erklärte allerdings, daß die Palästinenser ganz Jerusalem fordern und „Jerusalem ungeteilt die Hauptstadt des Palästinenserstaates" werden soll.
  2. Die Charta der PLO aus dem Jahr 1968 ruft zur Vernichtung Israels auf. Arafat hat sich am 9. September 1993 in einem Brief an Rabin verpflichtet, den israelfeindlichen Paragraphen zu streichen. Trotz gewaltiger Zugeständnisse Israels liegt bis heute eine neue Charta noch nicht vor. Der Präsident des Palästinensischen Nationalrates, Salim Zasnoun, betont vielmehr: „Es wurde kein einziger Artikel der PLO-Charta abgeändert oder gestrichen, sondern nur eingefroren."
  3. Die Zahl der palästinensischen Polizisten war auf 10.000 angesetzt. In Wirklichkeit sind es heute mindestens 30.000; zusammen mit dem bewaffneten Geheimdienst insgesamt etwa 80.000 Kämpfer unter Waffen. Nach dem Gewaltaufruf Arafats im Zusammenhang mit der Tunnelöffnung wurden israelische Waffen, die den Palästinensern zur Terrorbekämpfung bereitgestellt wurden, gegen israelische Soldaten eingesetzt! Dies paßt zu der Drohung Arafats, er könne einen bewaffneten Palästinenseraufstand nicht ausschließen, wenn Verhandlungen nicht das Gewünschte erbrächten.

Dies alles steht im krassen Widerspruch zu den Verträgen von Oslo, wonach nur Verhandlungen den Friedens erreichen können. Die massiven Verstöße gegen diese Vereinbarungen würden Israel nach internationalem Recht von jeder Verpflichtung des Abkommens entbinden. Bisher ist man jedoch noch nicht der Versuchung erlegen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Das Buch "Philister" von Ramon Bennett ist für jeden, der sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, sehr zu empfehlen.