Was war der Stern von Bethlehem?

Im zweiten Kapitel des Evangliums nach Matthäus wird uns von einem Stern berichtet, welcher Männern aus dem Morgenland erschien, um sie den Weg zu Jesus, dem eben geborenen König der Juden, zu führen. Was war dieser Stern?

Einer der ersten, der sich auf astronomischer Basis damit auseinandersetzte, war der bekannte Astronom Johannes Kepler (1571-1630). Er berechnete, dass im Jahr 7 v. Chr. die Planeten Jupiter und Saturn dreimal sehr nahe standen, was zu hellen, deutlich sichtbaren Erscheinungen am Sternenhimmel geführt haben muss. Die neuzeitliche Astronomie hat diese Konstellationen mit moderner Computertechnik bestätigt. Die Weisen aus dem Morgenland sollen diese Ereignisse beobachtet und daraus geschlussfolgert haben, dass die Nahstellungen von Saturn (Stern Israels) und Jupiter (Königsstern) im Sternbild Fische (Westland) die Geburt des jüdischen Königs bedeutet. Das war für sie der Anlass, sich auf den Weg nach Jerusalem zu machen, um diesen König zu suchen und zu verehren. Außerdem fand im Jahr 2 v. Chr. eine Bahnüberschneidung von Venus und Jupiter statt, die ebenfalls deutlich sichtbar gewesen sein muss. Andere Astronomen betonen die Erscheinung eines Kometen im Jahr 5 v. Chr. und deuten diesen als den Stern von Bethlehem.

Auch wenn diese Erklärungsversuche auf den ersten Blick logisch und einleuchtend wirken, halten sie einer Prüfung am Wort Gottes nicht stand. Ohne die genannten wissenschaftlichen Daten infrage zu stellen, lassen sich doch beim genauen Lesen des biblischen Textes Matthäus 2,1-12 kaum Verbindungen zu diesen astronomischen Geschehnissen herstellen. Das griechische Wort magos wird meist mit Weise oder Magier übersetzt. Es bezeichnet persische oder babylonische Priester, welche für die Ausübung der dort herrschenden Kulte verantwortlich waren. Mit Morgenland (Land des Ostens) wird das Land Babylonien (heute Irak) bezeichnet.
Da Gott Zauberei und Astrologie ausdrücklich verbietet (vgl. z. B. 5. Mose 18,9-14 ), ist davon auszugehen, dass es sich nicht um einfache Wahrsager im üblichen Sinn gehandelt hat. Vielmehr waren es wohl orientalische Gelehrte, die mit Sternenkunde, Traumdeutung und anderen geheimen Künsten vertraut waren. Die Bibel sagt übrigens nirgends, dass es drei Personen waren, die noch dazu Könige gewesen sein sollen. Auch ihre Namen werden nicht genannt. Bei diesen Dingen handelt es sich um später entstandene Traditionen der Kirche.

Diese Gelehrten werden mit einem Objekt konfrontiert, welches die Bibel als Stern bezeichnet. Für die Männer war die Erscheinung so bedeutsam, dass sie sich auf den langen Weg von Babylonien nach Jerusalem machten, um den neugeborenen König der Juden zu suchen. An der Reaktion des Herodes, der sich nicht nur nach einem König, sondern nach dem Geburtsort des Christus erkundigt (Vers 4), sehen wir, dass die Weisen sich sehr wohl der außergewöhnlichen Bedeutung dieses Königs bewusst waren. Das ist nicht verwunderlich, denn seit der Zeit des Exils war auch in Babylon die jüdische Messiaserwartung bekannt. Die Entfernung von Babylon nach Jerusalem beträgt etwa 800 Kilometer. Diesen Weg mussten die Männer in einer Karawane auf Kamelen zurücklegen; sie waren dazu einige Monate unterwegs. Von Esra, einem hohen jüdischen Beamten am persischen Hof, wird etwa fünf Jahrhunderte früher berichtet, dass er für diese Strecke vier Monate benötigte (vgl. dazu Esra 7,9). Daran erkennen wir, dass der Stern mehr gewesen sein muss, als eine besondere Planetenkonstellation oder ein Komet, da diese nicht über so lange Zeit angehalten haben. Das unwegsame, gefährliche Gelände lässt außerdem eine Wanderung bei Nacht nicht zu bzw. machte sie enorm schwierig und gefährlich. Der Stern muss deshalb auch bei Tag sichtbar gewesen sein. Weiterhin spricht der Text klar von einem Stern - Nahstellungen von Planeten sind aber auch mit bloßem Auge als mehrere Objekte zu erkennen.

Warum sie nach Jerusalem zogen, wird aus dem Text nicht deutlich. Vielleicht verlassen sie die Route des Sterns, weil nur Jerusalem als Hauptstadt für einen König ein würdiger Ort zu sein scheint. Dort treffen sie auch mit König Herodes zusammen.
Der gleiche Stern, dem sie schon aus dem Morgenland gefolgt waren (Vers 9), leitet sie dann weiter bis in das Dorf Bethlehem und bringt sie bis an das Geburtshaus Jesu. Auch hier fällt auf, dass es sich um ein besonderes Gebilde gehandelt haben muss. Normale, uns bekannte Sterne können eine grobe Richtung, niemals aber ein bestimmtes Haus anzeigen können.

Alle diese Angaben des Neuen Testamentes schließen m. E. aus, dass es sich beim Stern von Bethlehem nur um eine ungewöhnliche Planetenstellung oder einen Kometen gehandelt haben kann. Außerdem sind Sternenstellungen, die zwar selten vorkommen, sich aber doch wiederholen, viel zu banal, um ein so einmaliges und wunderbares Geschehen, wie die Geburt des Christus es ist, anzukündigen.
Gott hat, das ist meine Überzeugung, eigens für diesen Zweck einen leuchtenden, sternähnlichen Gegenstand geschaffen, welcher, nachdem er die Weisen zur Anbetung Jesu geführt hatte, seinen Sinn erfüllt hat und wieder verschwand. Ihren Heimweg legten die Männer aus Babylonien nach göttlicher Weisung, aber ohne weitere Führung des Sterns zurück (Vers 12).

Foto: olga meier-sander - pixelio.de