Wal verschluckt Mensch und speit ihn wieder aus

Schon in den Sonntagsschulen sorgt die Geschichte vom alttestamentlichen Propheten Jona, der von einem großen Fisch verschluckt und nach drei Tagen wieder ausgespuckt wurde, bei Kindern für Staunen. Ist das überhaupt möglich, dass ein großer Fisch einen Menschen verschlucken und dann wieder ausspeien kann? Es ist tatsächlich möglich! Mitte Juni 2021 berichtete der Fischer Michael Packard, dass er vor der Küste des US-Bundesstaates Massachusetts nach Hummern getaucht habe. Plötzlich sei es schwarz um ihn geworden. Dann sei er in einem hohen Bogen über die Wasseroberfläche geflogen und im Meerwasser gelandet.
Eine insgesamt schwer zu glaubende Geschichte - doch Packard hat einen Zeugen: Josiah Mayo war zum Fischen mit rausgefahren und befand sich an Bord ihres Schiffes. Nach eigenen Angaben half Mayo Packard aus dem Wasser und verständigte die Rettungskräfte. Und: Josiah Mayo ist der Sohn eines Forschers und Experten für Wale am Center for Coastal Studies in Provincetown. "Ich kenne die beteiligten Personen (...) also habe ich allen Grund zu glauben, dass das, was sie sagen, wahr ist", sagte die Direktorin für Buckelwalstudien des Forschungszentrums, Jooke Robbins, der Nachrichtenagentur AFP.
Sie habe zwar nie zuvor von einem solchen "Unfall" gehört, halte es aber durchaus für möglich. Wale auf Nahrungssuche "preschen mit offenem Maul voran und schlucken sehr schnell Fisch und Wasser", sagte Robbins. "Ihre Mäuler sind ziemlich breit", aber "ihre Rachen ziemlich eng" - unmöglich, dass sie etwas Großes wie einen Mann hinunterschlucken. Möglich sei auch, dass der Wal dem Fischer helfen wollte. Es wird von weiteren Fällen berichtet, bei denen sich Buckelwale uneigennützig gegenüber Menschen verhalten hätten.

In seinem Buch "Über die Tierwunder der Bibel" berichtet der Wissenschaftspublizist Vitus B. Dröscher, dass antike Quellen belegen, es müsse in vorchristlicher Zeit Pottwale im Mittelmeer gegeben haben. Jona befand sich auf seiner Flucht, um den Gottesauftrag in Ninive nicht ausführen zu müssen, auf einem Schiff, das nach Spanien unterwegs war. Und dort holte Gott den flüchtigen Propheten wieder zurück - durch einen großen Fisch, vielleicht einen Pottwal. Von den bekannten Walarten auf dieser Erde ist der Pottwal die einzige, deren Schlund groß genug ist, um das Verschlucken eines Menschen technisch zu ermöglichen. Das ausgewachsene, sechzehn Meter lange Säugetier hat eine breite Speiseröhre, sodass es auch große Beutetiere wie den Riesenkalmar sogar im Ganzen verschlingen kann. In den Bäuchen von Pottwalen wurden schon Koloss-Kalmare gefunden, die bis zu vierzehn Meter lang werden können.
Pottwale zeigen eine Einmaligkeit, die erstaunlich ist. Wenn eine Pottwal-Mutter ein Baby zur Welt bringt, ist oftmals eine "Hebamme" mit vor Ort, die das Neugeborene zärtlich in ihr Maul nimmt, um es an die Meeresoberfläche zum Luftholen zu tragen und damit die Frischgebärende zu entlasten. Dazu bedarf es allerdings eines großen Mauls, das bei einem ausgewachsenen Pottwal drei Meter Länge und etwa zwei Meter Höhe misst. In einem solchen "Innenraum", schreibt Dröscher, "könnte Jona es einige Zeit ausgehalten haben, sofern das Tier in dieser Zeit nicht tiefer getaucht ist und drei Tage und drei Nächte lang gefastet hat." Die Bibel spricht nicht davon, dass Jona im Bauch eines großen Fisches war, sondern im "Leib", wozu ja auch das Maul gehört.
Dass das Verschlucken eines Menschen - wenn auch nur für kurze Zeit - tatsächlich möglich ist, dafür liegt jetzt ein Beleg vor.

(Quelle: focus.de / nationalgeographic.de)

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